Ein Film über unseren ehemaligen Gast und die Demenz

6. Mrz 2025Aktuell

Dieter Brönnimann war ein fröhlicher Mann und ein begabter Bildhauer, der seine Kreationen regelmässig ausstellte und zeitweilig im Ausland lebte. Wir lernten ihn kennen, als er 2016 als Gast ins Haus Herbschtzytlos einzog. Denn acht Jahre zuvor, in seinem 50. Lebensjahr, bekam er die Diagnose frontotemporale Demenz. Diese hielt ihn vorerst nicht davon ab, weiterhin Skulpturen zu schaffen und Bilder zu malen. Mit der Zeit fiel ihm die Arbeit jedoch zusehends schwerer. Die Entwicklung der Krankheit bewegte auch seinen Zwillingsbruder Rolf Brönnimann, der von Dieter für die Kreation eines Films inspiriert wurde.

Darstellung von Dieter Brönnimann im Animationsfilm seines Bruders Rolf. (Bild: Rolf Brönnimann)

Die Werke von Dieter Brönnimann

Aus Marmor, Dolomit oder Basalt geklopft und geschlagen, sind die Skulpturen von Dieter Brönnimann schwer, aufgrund ihrer materiellen Natur. Dennoch vermögen sie auf ihre ganz eigene Weise Fröhlichkeit, Leichtigkeit, Vielschichtigkeit und Tiefe zu vermitteln. Über seine Werke sagte Dieter Brönnimann 2012 im Rahmen einer Ausstellung selbst: “Das Schauen spielt eine grosse Rolle, wobei die Grenzen zwischen dem sinnlichen Akt des Schauens und der inneren Schau fast identisch sind. Genauso wie die Grenze zwischen dem Schauenden und dem Geschauten fliessend sind und oft sogar verschwinden.” Damals betrieb er aktiv seine Werkstatt in Obfelden im Kanton Zürich und lebte bereits das vierte Jahr mit Demenz.

Der Film «Dieter» von Rolf Brönnimann

Rolf Brönnimann beschäftigte sich intensiv mit Dieters Leben und künstlerischem Schaffen. Als Zwillingsbrüder lebten die beiden eine enge Bindung. Die Auseinandersetzung mit Dieters Krankheit inspirierte Rolf zur Kreation des Animationsfilms «Dieter», der über fünf Jahre hinweg entstand und Dieters Erleben der Demenz einfängt. «Schon lange kann Dieter, der kranke Bildhauer, nicht mehr richtig arbeiten, einfache Dinge misslingen ihm. Seine Gedanken tragen ihn immer wieder weg aus seiner Werkstatt in eine andere, fantastische Welt, in geheimnisvolle Landschaften. Er versucht, seine flüchtigen Erinnerungen einzufangen, bis ans Ende seiner Reise und Zeit, wo er sich verliert und auflöst», beschreibt Rolf die Handlung in seinem Film.

Dieter Brönnimann in seiner Werkstatt. (Bild: aus dem Film «Dieter» von Rolf Brönnimann)

Im Film vermittelt Rolf Brönnimann durch den Einbezug der Skulpturen und Bilder seines Zwillingsbruders, wie Dieter durch die Kunst weiterhin einen Ausdruck fand. «Meine Intention unterscheidet sich von anderen bisher produzierten Filmen über Demenz. Es geht mir nicht darum, die alltäglichen Dinge zu zeigen, die mein Zwillingsbruder nicht mehr bewältigen konnte. Vielmehr möchte ich die Geschichte seiner Demenz als seine «innere» Reise erzählen. Ich verwende seine Skulpturen und seine letzten gemalten Bilder, um die Welt darzustellen, in die ihn diese Reise führte», so Rolf Brönnimann.

Menschen mit Demenz inspirieren

Im Haus Herbschtzytlos erinnern wir uns gerne an Dieter Brönnimann, der 2018 mit 60 Jahren verstarb. Wir freuen uns, dass er über seine Kunstwerke und auf der Leinwand weiterlebt. Der Animationsfilm bietet eine wertvolle Gelegenheit, Demenz aus einer neuen Perspektive zu betrachten und zu erkennen, dass es auch mit einer demenziellen Erkrankung Möglichkeiten des kreativen Ausdrucks gibt. Dieters Beispiel zeigt zudem, dass man Menschen mit Demenz ernst nehmen und als Persönlichkeit wahrnehmen sollte, denn sie können eine Inspiration für andere sein.

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